Re: Religiöser Konflikt zwischen Armenien und Türkei?

Die Ewige Religion

Geschrieben von Udo am 14. Okt 2006 10:19:

Als Antwort auf: Re: Religiöser Konflikt zwischen Armenien und Türkei? geschrieben von Ahmet am 13. Okt 2006 21:48:46:

Hallo Ahmet !

Auch ich denke das diese Ereignisse ein Ergebnis des Krieges waren.
Es war sicher kein Glaubensmord und auch kein staatlich gewollter
Genozit. Hätten die Engländer und Russen die Türken in Ruhe gelassen,
so wäre es niemals dazu gekommen. Aber die Engländer betrieben die
Auflösung einer fast 1000 jährigen relativ friedlichen Hochkultur.
Der "Held" war Laurenz von Arabien, und alle heutigen Exzesse in
der arabischen Welt beginnen bei diesem Mann und seinen Hintermännern.

Gruß Udo


>Hallo Harald,
>Harald: amet, du kennst dich in geschichte bestens aus, soweit ich in diesem forum erkennen konnte. was aber geht da ab in bezug des armenienkonfliktes mit der türkei? war das ein religiöses massaker? welche hintergründe gibts zu diesem thema? warum haben die das getan? und warum verleugnen die türken diese tat.
>Ich kenne mich zwar schon ziemlich in Geschichte aus, musste für diese Antwort aber den Historischen Weltatlas und das Geschichtsbuch schon aus dem Regal heben. Ich möchte hier auch keine Wertung abgeben, sondern habe die wichtigsten Zeitfenster einfach nachstehend aufgeschrieben. Ob nun die Türken oder die europäischen Staaten Recht behalten, das soll jeder für sich selbst beurteilen. Was ich aber sagen kann ist folgendes:
>Es war kein Religionskrieg! Auf den ersten Blick scheint es eher ein Befreiungsversuch innerhalb des ersten Weltkrieges gewesen zu sein.
>In den Medien wird der Völkermord an Armenien im Jahre 1915 angegeben. Mehrmals in seiner Geschichte hatte Armenien unter einer extrem grausamen Behandlung durch fremde Herrscher zu leiden. Die Invasion der Seldschuken im 11. Jahrhundert führte zur ersten großen Auswanderungswelle. Weitere fanden während des 13. Jahrhunderts unter den Mongolen sowie vor allem im 19. Jahrhundert statt, als die Armenier sowohl von der türkischen als auch von der russischen Regierung wegen ihrer Forderung nach politischen Reformen verfolgt wurden. Im 20. Jahrhundert kam es zu größeren Massakern, als die Regierung des Osmanischen Reichs während der Jungtürken-Ära (1908-1918) versuchte, die Armenier nach Ost-Anatolien zu vertreiben. Bei den dabei vollzogenen Massakern starben mehrere hunderttausend Armenier.
>Wenn ich das lese, so frage ich mich, warum wohl die Osmanen die Armenier (Ehemals Osmanische Provinz Ermenistan) nach Ostanatolien vertreiben mussten? Was geschah in diesem Welt- Reich, welches als das demokratischste Land bekannt war? Eine türkische Regierung, die schon während dem 1. Weltkriegs das Frauenrecht besass und schon seit Hunderten von Jahren den gemeinsamen Frieden aller Religionen im Reich gewährte? Wie konnte es zu einem solchen Massakker kommen?
>Wie bereits erwähnt, war in Europa der Erste Weltkrieg bereits im Gange. Die Osmanen versuchten sich daraus zu halten, bis dann die Alliierten das türkische Reich angriffen. Arabische Stämme kämpfen mit Unterstützung alliierter Truppen während des 1. Weltkrieges gegen die Herrschaft des Osmanischen Reiches (das war übrigens der Beginn des islamistischen Terrorismus). 1915 konnte auch Russland mit Armenien als Partner bis in das Mittelanatolien einfallen. Das Osmanische Reich wurde durch die einfallenden Ausländer geschlagen. Die verheerenden Folgen dieser Überfälle aus dem Ausland wurden durch innere Revolten, Lebensmittelknappheit, Hungersnot und Krankheiten noch verschlimmert. Rund sechs Millionen Menschen aller Religionsgemeinschaften, etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung des Osmanischen Reiches, starben oder wurden getötet, und die Wirtschaft des Landes war stark angeschlagen. Bei diesen inneren Revolten dürften auch die Armenier Opfer geworden sein.
>Nach der Kapitulation des Reiches wurde die türkische Regierung unter die Aufsicht der alliierten Besatzungsmächte unter Führung der Briten gestellt. Eine große griechische Streitmacht nahm 1922 Izmir ein und überfiel Südwestanatolien. Nach Bekannt werden der Massaker an der türkischen Bevölkerung stellten die Alliierten jedoch ihre Unterstützung für Griechenland ein. Als Antwort auf die Invasion Griechenlands entstand in Anatolien unter Führung von Mustafa Kemal Atatürk die türkische nationalistische Bewegung. Während des türkischen Befreiungskrieges (1918-1923) widersetzte sich Atatürk erfolgreich den Bedingungen der Alliierten, verdrängte die griechischen sowie die britischen, französischen und italienischen Besatzungsmächte und setzte eine im Frieden von Lausanne (1923) festgelegte Regelung durch, die der Türkei die uneingeschränkte Kontrolle über die türkischen Gebiete Ostthrakien und Anatolien (heutige Türkei) sicherte. Nach diesem Erfolg wurde die Republik Türkei mit der Hauptstadt Ankara ausgerufen, und das Kalifat des Sultans in Istanbul hörte auf zu existieren (1923). Aber die Demokratie lebte wie zuvor bei den Jungtürken weiter, was sich daran erkennen liess, dass bereits 1938 die erste Frau im Parlament ihren Platz bekam.
>1920 bezeichnete Kemal Atatürk, der Vater der Türken, den Völkermord an den Armeniern vor dem Parlament als „eine Schandtat der Vergangenheit“ und befürwortete eine harte Bestrafung der Täter. Wegen Mangel an Beweisen sprach das Gericht die Hauptverantwortlichen dieser Tat jedoch wieder frei und seit diesem Urteil leugnet die spätere türkische Regierung den Völkermord an den Armeniern und stellten die Ermordungen als Folgen von Kriegshandlungen dar.
>Gruss
>Ahmet





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