Re: Gilt nun das Gesetz Mose für Christen oder nicht?

Die Ewige Religion

Geschrieben von Don Pedro am 26. Nov 2006 22:12:

Als Antwort auf: Gilt nun das Gesetz Mose für Christen oder nicht? geschrieben von Chris am 03. Jul 2006 17:15:

>Hallo Ahmet,
>Kein Mensch, auch die Christenforen konnten mir diese Bibelstelle nicht verständlich erklären. Wie würdest du mir das erklären?
>Chris
>5,17 Meint nicht, daß ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. 5,18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. 5,19 Wer nun eins dieser geringsten Gebote auflöst und so die Menschen lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, dieser wird groß heißen im Reich der Himmel. 5,20 Denn ich sage euch: Wenn nicht eure Gerechtigkeit vorzüglicher ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen.

Hallo zusammen,
ich heiße zwar nicht Ahmet, aber ich will trotzdem eine Antwort versuchen.

1. Das Matthäus-Evangelium wendet sich an Judenchristen. Das sind Menschen, die als Juden geboren und aufgewachsen sind und die jüdischen Gebote und Verbote von Kindesbeinen an gekannt und befolgt haben. Spätestens mit der Bar Mizwa war klar, dass die Gebote gelten. Auch Jesus war Jude. Er hat diese Gebote gekannt und befolgt.
So geht er in den Tempel und in die Synagoge "wie üblich". Er hält sich an Fasten- und Speiseregeln. Aber er hält sich nicht an das was-man-so-macht-Regeln der pharisäischen Herkunft, obwohl als Handwerker den Pharisäer nahe stand.
Jesus hätte also von sich aus das Gesetz und die Propheten nicht angetastet, sondern er liefert wie die Propheten eine Interpretation des Gesetzes.

2. Der alte Himmel und die alte Erde sind bereits vergangen. Das klingt merkwürdig, aber es ist mit folgender Beobachtung im Evangelium zu tun. Der Vorhang im Tempel reist entzwei. Und zwar in der Stunde des Kreuzestodes. Damit beginnt die neue Epoche, jene Zeit, in der eben nicht mehr das Gesetz Mose und die Propheten mit ihrer Vorstellung von einem machbaren Glauben das Maß sind, sondern die Liebe Gottes, die sich als auferweckende Gnade zeigt. Nach dem Tod und der Auferstehung ist der alte Himmel und die alte Erde vergangen und deshalb sind für Christen die alten Gebote nicht mehr eins zu eins bindend.

3. Und doch haben sie ihre Bedeutung. Die Propheten verheißen für den neuen Himmel erstaunliches. Wer im Propheten Jesaja liest oder sich an Weihnachten in den Kirchen vorlesen lässt, stellt fest, dass da noch einiges fehlt. Verheißungsüberschuß nennt die Theologie dieses Phänomen und meint, dass wir zwar in der neuen Zeit leben, dass aber das Reich Gottes sich noch nicht in seiner endgültigen Form durchgesetzt hat. Das wird erst eintreten, wenn die Welt untergeht oder biblisch Jesus auf den Wolken des Himmels wieder kommen wird.

Also: Die Gesetze, Gebote Mose und die Propheten haben ihre vorherige Unüberbietbarkeit verloren, bleiben aber für viele alltägliche und endzeitlich Belange wichtig.

Ich hoffe, ich konnte dir weiter helfen.

Don Pedro





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