Sohn Gottes, nur ein Königs- Titel

Die Ewige Religion

Geschrieben von Chris am 27. Februar 2006 10:48:

Der Titel ,,Sohn Gottes" hat zwei unterschiedliche Vorgeschichten, eine jüdisch-hebräische und eine hellenistische, die sich im Neuen Testament treffen und überlagern.

Die jüdisch-hebräische Vorgeschichte
Mit „Jemand, der wir Gott ist“, wird die Bezeichnung „Sohn Gottes“ damals erklärt. Im Alten Testament wurden die Könige als ,,Gottes Söhne" bezeichnet. ,,Sohn Gottes" wurde der - in der Regel erwachsene - König durch einen Adoptionsakt (Salbung) bei der Thronbesteigung, bei der ein Priester im Namen des jüdischen Gottes JHWH zum König sagte: ,,Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt."

Die Hellenistische Vorgeschichte
Die Griechen und Ägypter gingen dagegen von einer physischen Zeugung durch einen der vielen Götter aus. So wurde damals im hellenistischen Mittelmeerraum davon ausgegangen, dass die bedeutenden Könige dieser Zeit (Perseus, Romulus, Kyros oder Alexander der Große) von Göttern gezeugt und somit Gottessöhne oder zumindest Halbgötter waren. Dieses wurde zuweilen noch mit der Geburt durch eine unberührte Jungfrau verbunden. Damit sollte das Ungewöhnliche, das Einmalige dieser Personen herausgestellt werden.

Christliche Auslegungen
Wenn Matthäus und Lukas davon ausgehen, dass Jesus vom Heiligen Geist gezeugt und von der Jungfrau Maria in Bethlehem (der Geburtsstadt Davids) geboren sei, so folgen sie damit den hellenistischen Vorstellungen. Nur so konnten sie damals der nichtjüdischen, hellenistischen Welt verständlich machen, dass die Person Jesu als ,,Gottes Sohn" keineswegs hinter anderen bedeutenden Persönlichkeiten der Geschichte zurückstehen müsse.

Der Gottessohn-Gedanke war jedoch im Neuen Testament zeitlich versetzt unterschiedlichen Deutungen ausgesetzt. So greift Paulus um 56 n. Chr. auf das hebräische Gottessohn-Denken zurück. Er geht davon aus, dass Jesus mit der Auferstehung (gedeutet als Thronbesteigung) durch Adoption zum ,,Sohn Gottes" eingesetzt wird. Markus dagegen vertritt die Auffassung, dass der Adoptionsakt auf die Taufe Jesu zurückverlegt werden müsse. Danach wäre Jesus bereits zu Lebzeiten ,,Gottes Sohn" gewesen. Bei Matthäus und Lukas treten hellenistische Gedanken von der Zeugung Jesu durch den Heiligen Geist und der Jungfrauengeburt durch Maria erst um 80/90 n. Chr. auf. Diese beiden Evangelisten denken konsequent weiter und kommen zu dem Ergebnis, dass Jesus Gottes Sohn mit dem Beginn seines Lebens, durch seine Geburt, geworden sein muss. Alles andere sei unlogisch. Wenn man diesen Gedanken folgt, dann kann man auch noch weitergehen und davon ausgehen, dass Jesus schon immer, d. h., also bereits vor seiner Geburt ,,Gottes Sohn" war. Johannes kommt 150 n.Chr., in der weiteren Verfolgung dieser Gedanken sogar zu dem Bekenntnis: ,,Dieser [Jesus] ist der wahrhaftige Gott ...".

Mit den daraus folgenden Fragen nach dem Verhältnis Gott-Vater zu Gott-Sohn und der Rolle des Heiligen Geistes haben sich im Verlauf der Kirchengeschichte Konzile und geistliche Wissenschaftler beschäftigt und zerstritten, ohne zu einem abschließenden Ergebnis gekommen zu sein.

Aber sind wir doch ehrlich, was soll ein römischer Titel, den Tiberius schon trug, bei Jesus aufbessern? Jesus ist der Messias, der Gesandte Gottes. Mit dem einfachen Titel „Sohn Gottes“ konnte er ja nur den damaligen römischen Kaiser provozieren!





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