Jacobus sprach von Jesus und Paulus von Christus

Die Ewige Religion

Geschrieben von Martin am 17. Aug 2006 16:51:

Als Antwort auf: Re: Da Vinci Code sagt, Jesus sei ein Mensch gewesen? geschrieben von Winfried am 16. Aug 2006 00:43:

Lieber Winfried,

Ich möchte mich hier als Wißenschaftler an euerer Diskußion beteiligen. Aber nur weil du auf einen Beitrag der wißenschaftliches Material enthält reagiert hast, als wäre es nicht von der Sparte. Daher meine Erklärung dazu:

Ein Problem bestand darin, dass Saulus (Paulus) seine Bekehrung derartig traumatisch erfahren hatte, dass er Jesus nicht nur als irdischen Messias mit einer erhebenden sozialen Botschaft betrachtete, sondern als den fleischgewordenen Sohn Gottes. Seine dramatisch veränderte Version der Frohen Botschaft war die von einem ehrfurchtgebietenden Retter, der in Bälde ein weltweites Regime vollkommener Gerechtigkeit etablieren würde. Durch die phantasievollen Predigten des Paulus tauchte bald ein gänzlich anderes Konzept von Jesus auf. Während Jakob und Petrus ihre weniger einfallsreichen Botschaften predigten, war Paulus in das unbegrenzte Reich der Phantasie abgewandert. er erfand unerklärliche Mythen und äußerte selbst erfundene Prophezeiungen, die sich freilich nie erfüllten. Trotzdem dominiert Paulus den Großteil des Neuen Testaments, wenn man von den Evangelien einmal absieht. Sein Einfluß war so groß, dass der dienende Jesus der Evangelien zu einem Teil des Allmächtigen Gottes selbst wurde. Seiner Darstellung nach reichte die Verehrung und bedingungslose Anbetung Jesu, um Vergebung und Eintritt in das Himmlische Königreich zu erlangen. Alle sozialen Fragen und Werte, für die Jesus und seine Botschaft standen, ignorierte er vollständig in dem Bemühen, mit anderen, heidnischen Glaubenssytemen zu konkurrieren. Der Gerechtigkeit halber muß man Paulus zugestehen, dass er sich auf seiner Mission mit Problem auseinanderzusetzen hatte, die Jakob und Jesus in ihrer Heimat nie begegnet waren. Sein Rezept bestand darin, Jesus in einer Weise zu präsentieren, die selbst die übernatürlichen Götzen der Heiden und ihre Fähigkeiten in den Schatten stellte. Dennoch war es dieser von Paulus erfundene, transzendente Jesus, der schließlich zum Jesus des orthodoxen Christentums wurde.

Die Christenheit kann nicht behaupten, an den wahren Jesus zu glauben, weil eben der Christliche Jesus eine Erfindung von Paulus ist. Aber sie können dazu stehen, dass es nicht Jesus der N. ist, sondern dass Christen eine Phantasiefigur (Götzenbildnis) anbeten. Und ich denke, die Vertreter der Christen wissen es auch alle. Der Normalbürger sieht es nur dann, wenn er sich darauf achtet und die Bibel zur Hand genommen hat. Wenn Goethe von einem Jammerlappen am Kreuz schrieb, meinte er nicht Jesus aus Nazareth, sondern den Christus, der von Paulus konstruiert wurde.

Martin




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